Wer spricht Afrikaans?
Die Afrikaanssprachigen (afr.: Afrikaanses)
befinden sich unter allen Bevölkerungsgruppen im südlichen
Afrika, sind aber vorwiegend zwei etwa gleich große ethnische
Gruppen, nl. die Mischlinge (afr.: Kleurlinge oder Bruinmense)
und die Buren (Afrikaners oder Boere).
Die Buren
sind Nachkommen der ersten Siedler, die ab 1652 in die
holländische Kapkolonie kamen. An ihrer Entstehung als Volk
hatten verschiedene Nationen nach neuesten Forschungsergebnissen
den folgenden Anteil: Niederländer 37%, Deutsche 35%, Franzosen
15%, sonstige Europäer 6%, Asiaten und Afrikaner 7%. Schon nach
wenigen Generationen am Kap fühlten sie sich nicht mehr als
Europäer, sondern als eigenständige afrikanische Nation. Das
berühmte Zitat aus dem Jahr 1707 "Ik ben een Afrikaander!", ein
Protestspruch gegen das niederländische Beamtentum, stammt aus
dem Munde des Hendrik Bibaut, eines jungen Kapländers
französischer und niederländischer Herkunft.
Die Mischlinge sind eine heterogene Gruppe, die
sich aus der Vermischung von Europäern, einheimischen Khoi
(Hottentotten) und Sklaven aus dem Osten herausgebildet hat.
Letztere wurden vorwiegend aus dem damaligen "Indien"
(heute Indonesien, Malaysia, Sri Lanka und das eigentliche
Indien), Madagaskar und Ostafrika eingeführt. Die Urbevölkerung der
Kapregion ist fast vollständig in die Gruppe der Mischlinge
aufgegangen. Nur die Nama in Namibia können heute noch als Khoi
bezeichnet werden. Zu den Mischlingen werden teils recht
unterschiedliche Gruppierungen gezählt, u. a. die Kap-Farbigen
(Kaapse Kleurlinge), die islamischen Kapmalaien (Kaapse
Maleiers) in und um Kapstadt, die Griquas (Griekwas)
im Nord- und Ost-Kap und die Rehobother Baster (Rehoboth
Basters) in Namibia.
Ein kleiner Prozentsatz der Asiaten
im südlichen Afrika betrachtet Afrikaans als Muttersprache, wie
auch einige kleinere Stämme unter den Schwarzafrikanern.
Die meisten Menschen dieser beiden Volksgruppen gebrauchen
Afrikaans jedoch als Zweitsprache neben der eigentlichen
Muttersprache. Auch die Mehrzahl der englischsprachigen
Südafrikaner beherrscht Afrikaans als Zweitsprache.
Und wo?
Afrikaanssprachige sind über den ganzen
Subkontinent verteilt. Manche Gegenden sind jedoch "afrikaanser"
als andere. Die südafrikanischen Provinzen West-Kap und
Nord-Kap, sowie das westliche Ost-Kap sind mehrheitlich
afrikaanssprachig, weil hier die meisten Mischlinge wohnen. Die
Provinz Gauteng hat mit der größten Ansammlung von Buren eine
relative afrikaanse Mehrheit. Auch die Provinzen Freistaat und
Nordwest haben einen sehr afrikaansen Charakter, wogegen in
Kwazulu-Natal am wenigsten Afrikaans zu vernehmen ist. Von den
Großstädten sind Pretoria und Bloemfontein stark afrikaans
geprägt, während Johannesburg und Durban eher englisch
orientiert sind. Kapstadt wiederum ist mehrheitlich afrikaans,
hat aber eine tonangebende englischsprachige Oberschicht. In
Nambia ist Afrikaans außer im Caprivi-Zipfel überall als
Verkehrssprache verbreitet, jedoch sind die Muttersprachler
weniger im Norden als in der Mitte und im Süden des Landes
anzutreffen.
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aktualisiert am 25.05.2018.
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